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Hautkrebsprävention
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28.02.2024

Das Märchen von der gesunden Bräune

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Hautbräunung ohne gesundheitliche Gefahren? Hautstraffung und dazu ein Sommerteint wie aus dem Katalog aus einem Guss? Und all das mithilfe künstlicher UV-Strahlung, die eigentlich dafür bekannt ist, das Erbgut von Hautzellen anzugreifen? Klingt fast zu schön um wahr zu sein. Und das ist es leider auch. Gefahrlose künstliche Bräunung gibt es nicht. Und doch sind genau das die Werbeversprechen der meisten Sonnenstudioketten in Deutschland, wie eine erste Analyse hierzu aus dem Jahr 2023 zeigt.

Wer sich im Internet über Solarien informieren möchte, stößt schnell auf Beschreibungen, die nach einer körperlichen Wohltat klingen. Statt tief gebräunter Lederhaut, lächeln einem gutgelaunte junge Menschen mit einem fast unauffälligem Teint entgegen. Entspannung, Spaß, Gesundheit und nebenbei noch etwas sanfte Bräune lautet das Motto. Ein trügerisches Bild: Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und andere Gesundheitsexpert:innen warnen seit Jahrzehnten vor den Gefahren künstlicher UV-Strahlung. Solarien sind unbedingt zu meiden. Sie erhöhen das Hautkrebsrisiko. Das legen verschiedene Studien nahe. Auch Schäden am Auge, die Schwächung des Immunsystems und Faltenbildung sind mögliche Folgen künstlicher UV-Strahlung. Ob es sich bei den positiven Darstellungen der Solariennutzung im Internet um einzelne Fälle oder ein Flächenphänomen handelt, untersuchte die Studie „Risikokommunikation von Sonnenstudioketten: Qualitative Inhaltsanalyse der webbasierten Informierung über Gesundheitsrisiken der Solariumnutzung", aus dem Jahr 2023.

Die Stichprobe

Die Internetauftritte von zehn Sonnenstudioketten in Deutschland wurden wissenschaftlich analysiert. Damit werden 325 Studios repräsentiert. Dies entspricht 80 Prozent der zu Sonnenstudioketten gehörigen Betriebsstätten. Es wurde überprüft ob und zu welchen Risikofaktoren auf den Webseiten informiert wird.

Die häufigsten Verschleierungen

Dass UV-Strahlung an sich eine Wirkung auf die Haut hat, wird von neun Studioketten erwähnt. Über einen expliziten Zusammenhang zwischen Hautkrebs und künstlicher UV-Strahlung wird sich jedoch ordentlich ausgeschwiegen. Drei der untersuchten Ketten geben sogar explizit an, dass das Hautkrebsrisiko durch eine „dosierte" Solariennutzung nicht erhöht sei. Fakt ist jedoch, dass aus wissenschaftlicher Sicht kein „Grenzwert" oder ähnliches für eine ungefährliche Menge an UV-Strahlung – egal ob künstlich oder natürlich – festgelegt werden kann. UV-Strahlung schädigt immer das Erbgut von Hautzellen. Durch den richtigen Umgang mit UV-Strahlung und den entsprechenden Schutz kann das Risiko, das davon ausgeht, geringgehalten werden. Unschädlich ist UV-Strahlung jedoch nie.

Eine mögliche Auswirkung von UV-Strahlung auf die Augen wird von 30 Prozent der untersuchten Websites beschrieben. Durch Formulierungen wie „Das Sonnenlicht enthält UV-Strahlen die deine Netzhaut austrocknen können" wird von Solarien abgelenkt. Informationen zu den eigentlichen UV-bedingten Augenschäden wie Binde- und Hornhautentzündungen und die Entstehung von Grauem Star (Katarakt) sind auf den untersuchten Websites allerdings nicht zu finden.

Auch die gesundheitlichen Folgen für das Immunsystem finden sich nur teilweise auf den Websites der großen Sonnenstudioketten wieder. Erwiesen ist, dass die Immunantwort durch UV-Strahlung unterdrückt wird, wodurch das Immunsystem nur verzögert auf schädliche Einflüsse reagieren kann. Drei der zehn in der Studie untersuchten Sonnenstudioketten werben jedoch mit einer Stärkung des Immunsystems, können hierfür allerdings keine wissenschaftliche Evidenz anführen.

Infratorstrahlung als neues Wundermittel

Besonders abenteuerlich wird es im Bereich Hautalterung. UV-Strahlung (genauer: UV-A-Strahlung) dringt in Hautzellen ein und schädigt dort das Bindegewebe. Die Haut verliert an Spannkraft und bildet Falten. Ein Effekt, der Solariennutzer:innen besonders missfallen dürfte. In der untersuchten Stichprobe hingegen leugneten 20 Prozent der Sonnenstudios schlicht diesen Fakt. Die Mehrheit der untersuchten Webseiten, ganze 60 Prozent, warten sogar mit einem ganz eigenen Rezept gegen diesen biologischen Effekt auf: Eine Kombination von UV-Strahlung mit unterschiedlichen Strahlenspektren. So werde ein „Anti-Aging-Effekt" während der Nutzung erzielt. Unter der Bezeichnung „Beauty-Light", „Collagen-Licht" oder Collarium werden diese Geräte als neues, gesundes Solarium angepriesen. Doch was verbirgt sich hinter dem Wunderlicht? Die Antwort ist einfach: Infrarotstrahlung. Die Wirkung von Infrarot-Strahlung beruht darauf, dass ihre Energie vom Körper aufgenommen wird. Moleküle werden in Schwingung versetzt, das Ergebnis kennen wir von der natürlichen Infrarotstrahlung der Sonne: Wärme. Was kaum bekannt ist: Auch Infrarotstrahlung hat negative Auswirkungen auf unseren Körper. Das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) nennt folgende: Kollagenabbau und beschleunigte Hautalterung, Hitzekrampf, Hitzekollaps, Hitzschlag, Sonnenstich, Hitzemelanose und Netzhautschäden.

Unser Fazit: Rechtswidrige Werbung

Die systematische Untersuchung der Risikokommunikation von Solarienbetrieben zeigt: Keine der untersuchten Sonnenstudioketten informiert vollumfänglich über die Risiken der Solariennutzung. Vor allem bei einem so relevanten Risiko wie der Hautkrebsentstehung sollte das nicht so einfach unter den Teppich gekehrt werden. UV-Strahlung wird von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) als „krebserregend für Menschen" eingestuft – ebenso wie Tabak oder Asbest. Und auch von gesetzlicher Seite gibt es klare Spielregeln für die Bewerbung von Produkten: Nach Paragraf 5a „Irreführung durch Unterlassen" des Gesetzes gegen unlauteren Wettbewerb (UWG) „handelt unlauter, wer dem Verbraucher eine wesentliche Information vorenthält, die der Verbraucher benötigt, um eine informierte Entscheidung zu treffen." Genau das ist nach unserer Auffassung bei vielen Solarienbetrieben der Fall. Gemeinsam mit der Deutschen Krebshilfe fordern wir deshalb juristische Sanktionen bis hin zu einem Berufsverbot.

Durch die UV-Schutz-Verordnung (UVSV) von 2012 sind Solarienbetriebe ohnehin dazu verpflichtet, Kundinnen und Kunden genauestens über die gesundheitlichen Risiken der Solariennutzung aufzuklären. Wie dies umgesetzt wird, lest ihr in unserem vorherigen Blogbeitrag.

Kampagne #vollverstrahlt

Haben wir Ihr Interesse für das Thema Solarien geweckt? Dann schauen Sie mal auf unserem Instagram-Kanal vorbei. Von Januar bis Mai läuft unsere Kampagne #vollverstrahlt zu den Themen Gefährlichkeit, UV-Schutz-Verordnung und zwielichtige Werbeversprechen der Solariumbranche. Gemeinsam mit der Deutschen Krebshilfe posten wir jede Woche einen spannenden Beitrag.

Autorinnen:

Henriette Bunde ist Pressereferentin der ADP
E-Mail: ed.vepda@ednub

Yvonne de Buhr ist die stellv. Vorsitzende der
ADP und verantwortlich für die Themen Solarium und Hautkrebs-Screening.
E-Mail: ed.vepda@rhubed